New Work & Inner Work – ein Kompass für Wandel-Gestalter:innen

New Work braucht Inner Work

Ruf nach stimmigen Arbeitsbedingungen für Wandel-gestalter:innen

„So wie es ist, kann es nicht weiter gehen“. Diesen Satz höre ich oft von meinen Klient:innen. Purpose-driven Menschen wie du und ich spüren eine tiefe Verantwortung für die Zukunft – für die Erde, das Miteinander und das Leben. Sie wollen aktiv an einer besseren Welt mitwirken. Arbeit und Wirksamkeit sind zentrale Themen, verbunden mit ethischem Bewusstsein. 

Doch nachhaltige Wirksamkeit, berufliche Erfüllung und echte Verbundenheit mit sich selbst und der Welt entstehen nur in einem Umfeld, das bereit ist, selbst Wandel zu gestalten. Hier setzen New Work und Inner Work an. Sie entfalten ihre Kraft erst gemeinsam und eröffnen wichtige Entwicklungsräume für Menschen, die etwas verändern wollen. 

Es geht darum, für die gemeinsamen, wichtigen Anliegen Selbstverwirklichung und Verantwortung zu stärken. Meine Erfahrung zeigt: aktive Wandel-Gestalter:innen brauchen Klarheit im Inneren, um wirklich wirksam zu sein. Denn Pionierarbeit beginnt immer im Inneren und wird daraus genährt. Es ist Zeit genauer hinzuschauen. 

 

Wegweiser durch den Blogartikel

 

Die Anfänge von New Work in den 1980er Jahren

Seit den 1980er Jahren verändert sich unsere Sicht auf die Arbeitswelt grundlegend. Viele Menschen fühlten sich in starren Strukturen gefangen, in denen Kreativität und Sinn kaum Platz hatten. Der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann entwickelte vor mehr als 40 Jahren das Konzept „New Work“ als Antwort auf diese Herausforderungen.

Seine zentrale Frage war: „Wie sähe Arbeit aus, wenn wir wirklich frei wären?“ Sein Ziel war es, die Arbeit neu zu denken: als Raum für Selbstbestimmung und gesellschaftliches Engagement. New Work war von Anfang an mehr als ein paar Anpassungen der Bedingungen. Die Vision war eine soziale Utopie.

In diesem Zukunftsbild wurde Arbeit nicht als notwendiges Übel, sondern als Möglichkeit zu einer erfüllenden Selbstverwirklichung betrachtet. Ich möchte ergänzen, was bereits bei den Anfängen anklingt: Die Arbeit soll nicht auf Kosten der sozialen und ökologischen Umwelt gehen. 

New Work als Revolution der Arbeitswelt

New Work braucht Inner Work
Foto: iStock.com/ PixelsEffect

Bergmanns Vision beruht auf drei zentralen Prinzipien.

  • Selbstbestimmung: Arbeit soll dem entsprechen, was Menschen wirklich tun wollen.

  • Sinn und Gemeinschaft: Arbeit sollte über Profit und auch über den persönlichen Gewinn hinausgehen und das Gemeinwohl fördern.

  • Technologie als Ermöglicher: Digitalisierung kann Freiräume schaffen, wenn wir sie bewusst nutzen.

Damit resultiert New Work als ein modernes Konzept, das durch neue Wertvorstellungen, technologische Entwicklungen und Globalisierung angetrieben wird. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten und Remote-Arbeit. Wichtiger sind aber flache Hierarchien, selbst-organisierte Teams und Mitbestimmung. Dazu kommt der unterstützende Einsatz digitaler Werkzeuge.

Oft wird nicht völlig auf Struktur oder Führung verzichtet. New Work kann sogar integrativ mit traditionellen Arbeitsmethoden zusammenarbeiten. Besonders gut funktioniert dieses Konzept in Branchen mit Wissenszentriertem oder kreativem Schwerpunkt. Es verspricht neue Möglichkeiten – aber nur, wenn es ganzheitlich gelebt wird.

Die parallele Entwicklung von Inner Work

Ebenfalls seit den 1980er Jahren verbreitete sich ein anderer Impuls: Inner Work. Ursprünglich aus der Selbsthilfebewegung kommend, fand sie zunehmend Eingang in die Arbeitswelt. Diese Konzepte betonen die Bedeutung von Achtsamkeit, Meditation und Selbstreflexion.

Inner Work lehrt uns, dass das Meistern der inneren Welt nicht nur für das persönliche Leben wichtig ist, sondern auch die berufliche Leistungsfähigkeit stärkt. Gleichzeit soll Raubbau an sich selbst und anderen vermieden werden. Dies unterstützt eine humanere Zukunft der Arbeit.

Die Verbindung von innerem Wachstum und dem gesellschaftlichen Wandel eröffnete neue Perspektiven. Anstatt ausschließlich auf ökonomische Zwänge zu fokussieren, wird der Mensch in den Mittelpunkt gestellt. Es unterstützt die Idee einer Arbeitskultur, in der Selbstbestimmung und Sinnhaftigkeit im Vordergrund stehen. 

Die Verschmelzung: Ganzheitlich arbeiten seit 2010

Systemische Perspektive auf New Work.
Foto: Anna Schorr

Seit den 2010er Jahren verschmolzen New Work und Inner Work immer mehr. Es war der Versuch, das Arbeitsleben ganzheitlich zu gestalten. Individuelle Freiheit und gemeinschaftliches Wohl wurden nun gleichwertig gefördert. So wurde eine neue Art des Arbeitens geschaffen, bei der nicht nur Produktivität, sondern auch menschliches Wachstum und gesellschaftliche Verantwortung als essentiell erachtet wurden.

Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass äußere Veränderungen allein nicht ausreichen, um die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu meistern. Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice sind zwar zur Norm geworden, aber der innere Stress hat nicht abgenommen. Es zeigt sich, dass die Zukunft der Arbeit mehr erfordert als nur äußere Flexibilität – sie braucht auch innere Klarheit.

Arbeit als Beziehungssystem: Systemische Perspektiven

Systemisches Denken zeigt, dass Arbeit mehr ist als sie nach außen erscheint. Sie ist eingebettet in ein komplexes Geflecht aus Beziehungen, inneren Anteilen und kulturellen Prägungen. Deshalb sind gelungene Transformationen durch eine doppelte Bewegung gekennzeichnet: Strukturen im Außen und Haltungen und Emotionen im Innen. 

Die Verbindung von New Work und Inner Work veränderte die Organisationen: 

  • Achtsamkeit am Arbeitsplatz: Immer mehr Unternehmen bieten Achtsamkeitstrainings an oder schaffen Ruhezonen, damit sich Mitarbeitende bewusst zurückziehen und Kraft schöpfen können. Es wurde verstanden, dass die Pflege der inneren Welt nicht mehr nur eine Privatsache ist.
  • Coaching und Persönlichkeitsentwicklung: Viele Organisationen setzen auf Programme zur Persönlichkeitsentwicklung, um das Wohlbefinden und die innere Widerstandskraft ihrer Mitarbeitenden zu stärken. Denn wenn Menschen innerlich wachsen, können sie äußeren Anforderungen besser begegnen.
  • Agiles Arbeiten und mentale Gesundheit: Die Einführung flexibler Arbeitsmodelle und digitaler Werkzeuge erleichterte nicht nur die Zusammenarbeit, sondern förderte auch das Bewusstsein für die psychische Gesundheit. Unternehmen bieten Apps für Achtsamkeit, Online-Coachings oder virtuelle Workshops an.
  • Kulturelle Transformation: New Work ist nicht nur ein Trend, sondern ein kultureller Wandel, der sich auf die Werte und Normen der Arbeitswelt auswirkt. Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und ethische Verantwortung werden zu zentralen Aspekten der Unternehmenskultur. Dies bezieht sich sogar auf die Umwelt der Unternehmen.

Kritik: Wenn New Work zur Hülle wird

New Work heißt auch Arbeit 4.0.
Foto: iStock.com/andreypopov

  • Purpose Washing: New Work und Purpose boomen als Marketingstrategie. Sie können auch von Unternehmen verwendet werden, bei denen die Arbeitsbedingungen schlecht sind und Gewinnmaximierung oberste Priorität hat. Der Obstkorb alleine reicht nicht. Es braucht eine neue innere Haltung mit systemischer Perspektive.
  • Strukturelle Überforderung: Wenn unterstützende Struktur oder Führung fehlen, können Werte wie Freiheit und Eigenverantwortung ins Negative umschlagen. Schuld wird dann individualisiert oder anderweitig ausgelagert, anstatt strukturelle Probleme klar zu benennen. Selbstzweifel, Druck und Dauerstress können die Folgen sein. 
  • Subtile Selbstausbeutung: Besonders in sinnhaften Berufen (NGOs, Bildung) brennen Menschen aus. Denn die eigene Verantwortlichkeit führt oft dazu, dass sie weit über ihre Grenzen gehen.
  • Exklusive Blase: New Work gilt als Privileg der Digital-, Kreativ- und Wissensbranchen. So verfestigen sich soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Spannungen. Es gibt aber ermutigende Beispiele, wo Mitgestaltung auch in der Pflege oder der Industrieproduktion möglich wird.
  • Systemdruck: Selbst alternative Arbeitsformen geraten unter den Druck neoliberaler Leistungslogiken. Aus sozialökonomischer Sicht wird die auch weiterhin bestehende, einseitige Fokussierung auf Leistungsfähigkeit in den Unternehmen beklagt. Hier bräuchte es kritische Bildung für soziales Bewusstsein, Menschenrechtskultur und Schutz der Natur.

Wo geht die Reise hin? New Work 4.0!

Seit den 2020er Jahren mit Pandemie und KI-Revolution hat sich die Arbeitswelt stark verändert. Hybrides Arbeiten ist Alltag geworden. Jüngere Generationen – Generation Z und Alpha – fordern Sinn, Selbstwirksamkeit und Work-Life-Balance. Nicht ersetzbare Werte wie Präsenz, innere Klarheit und liebevolle, authentische Beziehungsgestaltung auch in der Führung werden wichtiger.

New Work 4.0 greift diese Entwicklungen auf und stellt die Frage „Wie kann gesellschaftlicher Wandel nicht nur gedacht, sondern verkörpert werden?“ Das Denkmodell steht für Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und verantwortliches Gestalten. Es greift die sozialutopischen Ideen Bergmanns in modernisierter Form auf. 

Ziel ist dabei die konkrete Umsetzung neuer, agiler und Mitarbeiter-zentrierter Arbeitskulturen in den Unternehmen, insbesondere im DACH-Raum. Es zielt ab auf die nähere Zukunft und fragt: „Wie wollen wir heute schon anders wirken?“ Inner Work hat sich als Schlüssel für die Zukunft erwiesen und systemisches Coaching bietet einen professionellen Rahmen dafür. Beides fördert:

 

    • Resilienz und Ko-Kreation: In einer Welt, die sich ständig wandelt, wird innere Stabilität wichtiger denn je. Firmen, die Inner Work in ihre Kultur integrieren, schaffen eine Grundlage für Resilienz – für Einzelpersonen, Teams und Unternehmen. Ihr Renommee steigt. Es geht darum, Veränderungen nicht nur zu bewältigen, sondern selbstbewusst und ko-kreativ zu gestalten.

    • Selbstführung: Die Flexibilität, die durch hybride Modelle entsteht, ermöglicht eine neue Form der Freiheit. Doch damit diese Freiheit wirklich gelebt werden kann, braucht es einen klaren inneren Kompass – die Fähigkeit, sich selbst zu führen.

    • Digitale Unterstützung: Digitale Plattformen und künstliche Intelligenz werden zunehmend eingesetzt, um Inner Work zugänglicher zu machen. Apps für Meditation, Online-Kurse zur mentalen Gesundheit und virtuelle Coaching-Angebote sind mehr als nur Hilfsmittel – sie sind Teil einer Arbeitskultur, die Wohlbefinden und innere Prozesse ernst nimmt.

    • Ethische Verantwortung und Sozialutopie: New Work 4.0 geht über reine Effizienz hinaus. Es greift die ursprüngliche Idee der sozialen Utopie auf, bei der Prozesse in der Arbeitswelt nicht nur für den Gewinn optimiert werden, sondern auch im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und das Wohl aller Beteiligten.

Resümee: Wandel braucht innere Klarheit und systemisches Denken

Die Arbeitswelt der Zukunft ist nicht nur digital, unvorhersehbar und komplex – sie ist menschlich. Denn der entscheidende Wandel geschieht in den Menschen: in ihrer Fähigkeit, angemessen mit Komplexität umzugehen und in ihrem Mut alte Muster zu lösen. Der Wunsch, die Welt und ihre Arbeitsumgebung aus einer persönlichen Essenz heraus aktiv zu gestalten, zählt dazu.

New Work 4.0 und Inner Work gehören zusammen: Strukturen im Außen plus Klarheit und Haltung im Innen. Der Fachkräftemangel, die jüngeren Generationen, die Klima-Krise, der KI-Schub fordern neue Antworten. Unternehmen, die hier mitgehen, werden langfristig erfolgreich sein. Menschen, die aus der eigenen Essenz gestalten, werden sich nicht verlieren. Es geht um ein neues Jetzt.

Systemisches Coaching und Unternehmensberatung unterstützen Inner Work, um das Neue wirklich zu verkörpern. Verbunden mit der faszinierenden Anfangsvision als soziale Utopie entstehen so kulturelle Felder, die es braucht, um echten Wandel zu tragen. Wir stehen nicht nur vor einem Systemwechsel, sondern vor einer evolutionären Schwelle menschlicher Reifung. Lass uns diesen Weg bewusst gestalten.

Die Autorin hinter dem Blogartikel

Foto: Anna Schorr

Ich bin Dr. Andrea Mess und begleite aktive Wandel-Gestalter:innen mit systemischem Coaching, Human Design, Naturerfahrung und Hypnose-Coaching. Ich liebe es, Neues zu lernen und mit der systemisch-evolutionären Brille die Phänomene unserer Zeit zu analysieren und kritisch zu hinterfragen.

Persönlich habe ich ungute und menschenrechtswidrige Erfahrungen in der Arbeitswelt machen müssen, z.B. in meiner erfolgreichen Karriere als Wissenschaftlerin. Darauf gründet sich eine entsprechende Sensibilisierung und die Ausrichtung meines Coachings.

Wenn du zu den Menschen oder Organisationen gehörst, die die neue Arbeitswelt nicht nur mitmachen, sondern mitgestalten wollen, bist du bereits Teil der Zukunft. Wenn du spürst, dass etwas Neues in deinem beruflichen oder unternehmerischen Wirken wachsen darf, melde dich gerne: